Sardinien – ein Wintertraum
Skifahren auf Sardinien aber immer noch in weiter Ferne
Sardiniens höchste Gebirgskette, das Gennargentu, präsentiert sich derzeit tief verschneit in weißer Pracht. Nach einer Woche Neuschnee waren die letzten 4 Tage rund um den Punta La Marmora ein Wintertraum mit tiefblauem Himmel und Sonne satt. Aber die nächste Schneewelle kam heute Nacht mit einer Schneefallgrenze auf bis zu 800 m.
Die Einsatzkräfte der Berggemeinden, wie z.B. Fonni kommen nur schwer nach, die Straßen zu räumen. Es fehlt bei dem enormen Wintereinbruch an genügend Räumfahrzeugen. Viele Nebenstraßen sind deshalb nicht befahrbar, der Schnee liegt, bedingt durch Schneeverwehungen, teilweise bis 50cm hoch. Durch die intensive Sonnenbestrahlung der letzten Tage hat sich unter der Schneedecke auch eine dicke Eisschicht gebildet.
Momentan ist die Fahrstraße zu Bruncu Spina kaum befahrbar. 4 Km vor dem neuen Skisessellift kann man zu Fuß in hohem Schnee in diese Richtung stapfen. Anderen Menschen begegnet man nur vereinzelt dort oben, z.B. mit ihren Hunden oder bergauf laufend mit einem Snowboard unter dem Arm, um einmal in den Abfahrtsgenuss zu kommen.
Fotos: © Sabine Lenbach
Am letzten Schneewochenende gab es die Chance auf etwas zu essen und ein Schlückchen Wein. Unter der Woche jedoch sucht man ein Verpflegungsangebot vergebens. Da muss man schon ins nahegelegene Fonni fahren.
Auf den höchsten Gipfeln Sardiniens weht ein scharfer Wind und präsentiert mächtige Schneeverwehungen.
„Bruncu Spina“ ist mit 1829 m.ü.M. der zweithöchste Berg der Insel und gleichzeitig die Bergstation des neuen, im Jahr 2019 erbauten, Skisessellifts. Der in Luftlinie etwa 1,5 Km entfernte Gipfel „Punta La Marmora“ ist mit 5m mehr (1834 m. ü. M.) der Top of Sardegna – der höchste Berg Sardiniens mit einem mächtigen Gipfelkreuz. Er ist im Winter nur mit Schneeschuhen oder Tourenski zu besteigen.
Wer im Winter schon einmal die Gelegenheit hatte, bei klarer Sicht auf dem Bruncu Spina zu verweilen, der hatte mit Sicherheit eine fantastische Aussicht bis hin zur Küste Korsikas. Ein ganz besonders ergreifender Moment.
Im Winter schneit es auf Sardinien regelmäßig auf einer Höhe von über 1.200 m. ü. M. aber für die im Sommer fast karibische Badeinsel Sardinien ist Schnee im Winter immer wieder ein ganz außergewöhnliches Naturschauspiel.
Ein Bad im Meer ist bei derzeit 14 Grad Wassertemperatur nicht jedermanns Sache, es bietet sich aber an, wunderbare Küstenwanderungen oder Touren mit dem Fahrrad zu machen und die ersten blühenden Blumen an der Küste zu genießen.
SKILIFT BRUNCU SPINA:
Bruncu Spina, das war in der Vergangenheit am alten Tellerschlepplift KULT.
Kaum waren die Gipfel verschneit trafen sich hier Skifahrer, Snowboardfahrer, Schneewanderer und Kitesurfer, die eben schnell mit ihren Ski von Porto Pollo kamen um einen Tag im Schnee zu genießen. Vorwiegend waren hier jedoch einheimische Familien mit ihren Kindern anzutreffen. Das Panorama ist sensationell und die Stimmung einfach toll. Die Abfahrten waren nicht lang, aber weitläufig und einfach ohnegleichen!
Ein neuer Sessellift wurde im Jahr 2019 fertiggestellt und steht nun schon seit 4 Jahren immer noch still. Er sollte den alten Tellerlift ersetzen. Die Arbeiten an der neuen Sessellift-Anlage am Bruncu Spina, die bereits 2008 mit 5 Millionen Euro von der Region finanziert wurden, sind zu 80% abgeschlossen und es fehlen noch die letzten Schritte.
„Die Situation ist nicht einfach: Der Sessellift ist fertig und könnte noch vor Abschluss der anderen Arbeiten getestet werden“, erklärt die Bürgermeisterin von Fonni Daniela Falconi. „Wir haben es mit einem atavistischen Problem in Sardinien zu tun, wo Infrastrukturen finanziert werden und es dann keine weiteren Mittel gibt, um sie zu starten, da niemand sie verwaltet, da sie wirtschaftlich unrentabel sein könnten. Ich weiß, dass es viele Wartezeiten gibt, auch wir sind ungeduldig und können es kaum erwarten, den Skiservice anzubieten, das Timing entspricht nicht unseren Wünschen“.
Schade, dass auch in diesem Winter, der Schneebegeisterte aus ganz Sardinien anlockt, der Fonni-Sessellift wegen fehlender Tests geschlossen bleibt. Eine Situation, die sich schon seit einiger Zeit hinzieht. Das Ministerium muss den endgültigen Startschuss für die Tests und damit für den Neustart des Lifts geben.
Es ist jedoch anzunehmen, dass nach diesem langen Stillstand des Lifts und den extremen Wettereinflüssen am Bruncu Spina die außen hängenden Sessel und die Technik in Mitleidenschaft gezogen wurden und der Wartungsbedarf vor einer Inbetriebnahme erheblich ist.
Nun legt man die Hoffnung in den nächsten Winter und die Saison 2023-2024. Diesen Winter müssen sich die schneebegeisterten Menschen mit Spaziergängen, Schneeschuhwandern und Weintouren vertrösten.
Skilift Bruncu Spina:
Kleines Skigebiet für Anfänger und Fortgeschrittene
Höhenunterschied: 255 m
1.569 m Talstation
1.824 m Bergstation
Keine Restauration
In Betrieb soll der Skilift nur bei Schnee im Winter sein, einen Sommerbetrieb gibt es nicht. Wie auch das weitere Hinterland Sardiniens ist die Gegen der höchsten Erhebungen nur mäßig ausgeschildert.
Hier findet man noch ein kleines bisschen Freiheit und Einsamkeit.
Massiccio del Gennargentu, das silbergraue Dach Sardiniens, so wird der Brunco Spina im Volksmund genannt. Wer die Landschaft vom Sommer kennt, der versteht, woher der Name stammt. Eine einzigartige Granitfelswüste auf dem Dach Sardiniens in hellem Grau und mit kargem Bewuchs.
Die Verpflegung ist nicht gesichert. Aus diesem Grund hat man sein Picknick und Getränke dabei – wie im Hinterland eben auch -.